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Sich einbringen, gesellschaftliche Felder beackern, die Persönlichkeit entfalten, mit politischen Wetterlagen arbeiten, etwas für den Berufsstand tun, Erfolge einfahren und nach getaner Arbeit gemeinsam ein Bier trinken – all das sind Aussagen, die aktive Ehrenamtliche mit ihrer Funktion verbinden. Doch wenn man am Anfang steht, ist es häufig nicht so klar, wohin der Weg gehen kann.
Als Auszeichnung für gute Leistungen oder besonderes Engagement im Klassenverband lud der Verband Landwirtschaftlicher Fachbildung Schleswig-Holstein (vlf) in diesem Jahr erstmalig Fachschulabsolvent/inn/en und Meister/innen zu einem ganz besonderen Seminar ein. Am 21. November war es dann soweit: Einundzwanzig Fachschulabsolventinnen und Fachschulabsolventen aus Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Gartenbau waren der Einladung des vlfs gefolgt und hatten sich für das Seminar „säen – wachsen – ernten“ in der Genossenschaftsakademie in Rendsburg eingefunden.
Zukunftsfeld Agrarwirtschaft
Zur Einstimmung führte Ernst Walter Meyer, vom vlf Bad Segeberg-Kaltenkirchen, in eine Diskussion mit unterschiedlichen Vertretern aus dem Agrarwirtschaft über berufliche Entwicklungsmöglichkeiten in der Agrarbranche ein. In der Runde wurde deutlich, wie sehr die Entwicklung der beruflichen Laufbahn von den persönlichen Interessen abhängt. Der Unternehmensberater der Landwirtschaftskammer, Enno Karstens, riet den jungen Leuten, immer mal wieder etwas Neues aus zu probieren, z.B. Auslandserfahrungen zu sammeln. Diese Sichtweise wurde von Sönke Hauschild vom Bauernverband bekräftigt. Als gutes Beispiel konnte er von den Erfahrungen berichten, die er durch das Schreiben eines Fantasieromans sammeln konnte. Ann Katrin Ellerbrook vom Hansa Landhandel motivierte die Teilnehmer/innen, auch wenn in Partnerschaften ein landwirtschaftliches Unternehmen besteht, unterschiedlichen Berufstätigkeiten nachzugehen: „Das befruchtet die Beziehung ungemein.“ Enno Karsten vermutete zudem noch viel Potential im Teambereich: „Man muss nicht alles selber können, aber es müssen auch nicht immer starre Formen, wie beispielsweise eine GBR sein.“ Carsten Piehl gab den Fachschulabsolventen folgenden Rat mit auf den Weg: „Jeder sollte das tun, wo sein Herzblut drin steckt: Mir persönlich ist es sehr wichtig mich in der Gesellschaft ein zu bringen – und das bringt mich auch als Unternehmer weiter.“
Mit Unternehmerpersönlichkeiten im Gespräch
Am Abend ging es in die „Klöndeel“ der Akademie. Hier hatten die Teilnehmer die Gelegenheit in ungezwungener Atmosphäre mit gestandenen Unternehmern zu „schnacken“. Mit viel Charme und Witz erklärte Ute Volquardsen vom vlf die „Spielregeln“, nach denen alle Seminarteilnehmer/innen die Möglichkeit bekamen, mit Elisabeth Peters, Uli Ernst, Hennig Münster und Werner Schwarz in intensivere Gespräche einzutauchen. Auf die Frage, was ihn antreibt, hatte Werner Schwarz gleich zwei Antworten: „In Bezug auf mein Präsidentenamt ist mein Antrieb gesellschaftspolitisch aktiv zu sein, denn Demokratie funktioniert nur, wenn sich jeder nach seinen Möglichkeiten einmischt. Hinsichtlich meines landwirtschaftlichen Unternehmens ist es mir wichtig, unseren Betrieb so zu gestalten, das er für die nächste Generation interessant ist.“ Auf die Frage wie er den vielfältigen Anforderungen gewachsen sei, entgegnete Henning Münster: „Der Spagat zwischen Familie, Betrieb und Ehrenamt ist für mich immer wieder eine Herausforderung, doch die Familie steht immer an erster Stelle - denn da kommt die Kraft her“.
Das eigene Potential entdecken und gemeinsam weiterkommen
Im Training bekamen die jungen Leute dann die Gelegenheit, mit Uli Ernst, Trainer der Andreas-Hermes-Akademie, sich Ihrer persönlichen Stärken bewusst zu werden. Verschiedene Übungen ermöglichten tiefe Einblicke und machten so manchem/mancher deutlich, wie lohnend es sein kann, sich mit der eigenen Persönlichkeit auseinander zu setzen. Am zweiten Tag stand außerdem Teamtraining auf dem Programm: Wie bekommt man 22 Menschen von zwei Inseln zum rettenden Festland, wenn nur wenig Ressourcen zur Verfügung stehen? Diese Aufgabe forderte zahlreiche Talente der Anwesenden und sorgte auch für viele Lacher. Am Ende bewiesen die jungen Leute, worauf es ankommt, wenn man gemeinsam ein Ziel erreichen will und so gelangten alle ans „trockene“ Ufer. Und auch darin waren sich die Teilnehmer/innen am Ende einig: „Uli war toll!“
Stark für’s Ehrenamt
Zum Abschluss des Seminars waren Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen Ehrenämtern eingeladen, um die Möglichkeiten von Ehrenamt im Agrarbereich vorzustellen. Steffen Thies vom vlf Bad Segeberg/Kaltenkirchen und Christian Brodersen vom vlf Nordfriesland moderierten die Fragerunde, in der sich schnell heraus kristallisierte, was die jungen Fachkräfte am Meisten interessierte: „Wie lassen sich Beruf, Familie und Ehrenamt miteinander vereinen?“ Bei allen wurde deutlich das Familie und Betrieb vor dem Ehrenamt stehen. Doch Christoph Jacobsen verdeutlichte den Zuhörern auch noch einmal, wie sehr es ihn persönlich bereichert – und damit auch betrieblich weitergebracht hat, sich zu engagieren. Und Martina Poppinga forderte die Teilnehmer auf: „Wenn Ihr Verantwortung nehmen könnt, nehmt sie! Für mich war es das Beste, was mir passieren konnte“.
Fazit
Das Angebot des vlfs kam bei den Fachschulabsolventinnen und -absolventen sehr gut an. Die Mischung aus Information und Training bot ihnen ein großes Potpourri an Inspiration für die eigenen Wege. „Das Seminar war ein tolles Geschenk zum Abschluss – viel besser als ein Buch!“ erklärte eine der Teilnehmerinnen in der Abschlussrunde und strahlte. Und ein anderer Absolvent überlegte in Bezug auf das Unternehmergespräch am Vorabend: „Vielleicht sollte ich mich wirklich mehr im Ehrenamt engagieren, um in der „Kontaktliga“ mitspielen zu können.“
Wir danken folgenden Firmen und Institutionen, die durch Ihre Unterstützung dieses Seminar ermöglicht haben:
Andreas-Hermes-Akademie, Genossenschaftsverband, Landwirtschaftskammer S-H, Arla, Maschinenringe, Lohnunternehmerverband, Firma Meifort, Getreide AG, Holm & Laue, Bergophor,Hansa Landhandel, team bau energie, Gartenbauverband Nord, Bund deutscher Baumschiulen, VRS Steinburg e.V. , Milchhygiene-Dienst-Nord, Landfrauenverband Schleswig-Holstein e.V., Landjugendverband e.V., dem Bauernverband Schleswig-Holstein und die Stiftung für Begabtenförderung der Deutschen Landwirtschaft