Ein unscheinbares Gebäude in einem Gewerbegebiet mitten in Kiel: Wer hätte gedacht, dass hier der erste private Radiosender aus Schleswig-Holstein zuhause ist, der tagtäglich gut 931.000 Menschen in Schleswig-Holstein informiert und unterhält? Die Mitglieder des Verbandes Landwirtschaftlicher Fachbildung Neumünster (seit 1847) wollten ausnahmsweise nicht nur hören, sondern auch mal sehen, wie Medien „gemacht“ werden. Sie folgten der Einladung von Rainer Solterbeck und Detlef Rehder und nahmen die Möglichkeit wahr, Medien besser verstehen zu lernen. Rainer Solterbeck begleitete das Seminar zum ersten Mal in der Funktion des ersten Vorsitzenden. Er folgt Detlef Rehder aus Rendswühren, der die Geschicke des vlf Neumünsters gut 17 Jahre erfolgreich gelenkt hat.
Radio mal sehen statt hören
„Medien machen Meinung“ so lautete der Titel des Seminars, das Carsten Kock, Chefkorrespondent bei Radio Schleswig-Holstein, moderierte. Er führte die Teilnehmer durch das Funk-haus und weihte sie in die Geheimnisse des Rundfunks ein. Unter dem Dach des Unterneh-men „mach3“ vereinen sich die norddeutschen Sender R.SH, Radio Nora und Delta-Radio. Außerdem finden sich im gleichen Gebäude vielfältige Dienstleistungen für den Radiobreich. Gleich neben den Studios der Radiosender werden Musikprogramme zusammengestellt und Nachrichten aufbereitet, die in ganz Deutschland ihre Abnehmer haben. Carsten Kock erläuterte den Teilnehmern am Beispiel des Radiosenders R.SH, worauf bei der Programmzusammenstellung geachtet wird. Ein ausschlaggebender Faktor ist natürlich die Zielgruppe. Die Hörerschaft von R.SH ist sie recht weitgefächert und bewegt sich im Alter von 14 bis 49 Jahren. Aus diesem Grund sind morgens zur Hauptsendezeit auch drei Moderatoren auf Sendung. Sie sprechen durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten verschiedene Zielgruppen an. Zu weniger frequentierten Sendezeiten stehen die Moderatoren allein im Studio. Das setzt voraus, dass sie neben der Moderation auch die Technik beherrschen. „Bei uns muss jeder alles können“, so Carsten Kock, „aber gerade das ist auch eine der spannenden Herausforderungen in unserem Job.“
Der Druck des geschrieben Wortes
„Wer schreibt, der bleibt“ heißt es im Volksmund. Das wird ein Grund dafür sein, dass Zeitungen sich trotz des Internets noch immer großer Beliebtheit erfreuen. Der Besuch des Druckerzentrums der Kieler Nachrichten, eines der größten in Norddeutschland, lieferte den Seminarteilnehmern vielseitige Einblicke in die technische Entwicklung der Printmedien. Die Führung ging vom Papierlager mit eindrucksvollen Papierrollen bis 1 t Gewicht, über den Leitstand, in dem der Druck gesteuert wird, bis in die Versandhalle, aus der jährlich gut 3250000 Exemplare der Kieler Tageszeitung versandt werden. Der Druck erfolgt im Rollenoffsetdruckverfahren. Zuvor werden die Zeitungsseiten mit CTP-Technik (Computer to Plate) digital durch Belichtung auf die Druckplatten übertragen. Dann wird auch für den Laien angewandte Physik deutlich, denn die Benetzung der Druckplatten basiert auf der Anziehungs- und Abstoßungsreaktion zwischen Wasser und Farbe. Beim heute gängigen Vierfarbendruck werden vier Platten mit gleichem Motiv, aber unterschiedlicher Ionenladung verwendet, die den Farbanteil bestimmt. Jährlich werden dafür rund 420.000 kg Farbe im Druckzentrum verbraucht. Auch die Arbeit der Drucker hat sich verändert: mussten sie früher die Buchstaben noch von Hand setzten, besteht ihre Aufgabe heute hauptsächlich in der Kontrolle und in der Regulie-rung des computergesteuerten Druckverlaufs. Dadurch hat sich natürlich auch die Effektivität gesteigert: Es entstehen rund 135.000 Exemplare der Tageszeitung pro Stunde. Doch auch die Kieler Nachrichten gehen mit der Zeit: Alle Artikel können inzwischen auch als E-Paper bezogen werden.
Was Medien interessiert
Und wie können die eigenen vlf-Veranstaltungen und Informationen am besten in den Medien platziert werden? „Gute Ideen sind gefragt.“ erklärte Carsten Kock den Teilnehmern. „Was ist neu? Was ist anders? Derjenige, der zu entscheiden hat, was veröffentlicht wird, muss neugierig werden.“ Wer in seinen Pressemitteilungen mit unerwarteten oder kontrastreichen Aktionen und kreativen Überschriften lockt, hat auch bessere Chancen von den Medien wahrgenommen zu werden. „Manche Vereine zementieren mit faden Aktionen und Bildern ihre Klischees. Aber Bilder und Emotionen sind das, was bei den Menschen hängen bleibt. Also seien Sie außergewöhnlich.“ Auch für den Umgang mit Journalisten gab es einen wichtigen Tipp: „Machen Sie sich stets bewusst: Die Fachfrau/ der Fachmann in Ihrem Bereich sind Sie, nicht die Journalisten. Ver-zichten Sie auf schwierigen Fachjargon und setzen Sie nicht voraus, dass jeder alles weiß. Wenn ich als Pressevertreter etwas nicht verstehe, versteht es auch mein Hörer nicht.“
Solveig Ohlmer
vlf-Bildungsreferentin