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Bildungsnetzwerk im Agrarbereich

Interview mit Kurt Hattinger, Trainer der Andreas-Hermes-Akademie

Über Visionen, Ziele und den eigenen Blickwinkel

Sie haben im Seminar säen-wachsen-ernten die“ Bausteine des Gelingens“ vorgestellt. Was meinen Sie damit?
Kurt Hattinger: Wir haben gelernt unsere Betriebe und Abläufe optimal zu organisieren. Besonders im praktischen Bereich sind wir in der Lage anhand von Forschung und Beratung bestmöglich zu reagieren. Damit wir unsere Ziele verwirklichen können und dabei auch zufrieden bleiben, ist es wichtig, dass wir uns auch als Menschen wahrnehmen und uns mit unseren Werten auseinandersetzen. Damit dies gelingt, sind für mich die fünf Bausteine Vision, Motivation, Konzentration, Haltung und Demut eine hilfreiche Brücke. Das schließt aber nicht aus, dass es für jeden persönlich noch weitere gibt.

Eine Vision ist laut Wikipedia „das innere Bild einer Vorstellung in Bezug auf die Zukunft“. Was bedeutet eine Vision für Sie?
Eine Vision ist ein Bild von dem, wo man hin will. Was will ich bis zum Ende der eigenen beruflichen Tätigkeit geschafft oder erschaffen haben? Was treibt mich wirklich an? In meinen Seminaren fordere ich meine Teilnehmer/innen manchmal auf, eine Grabrede über sich selbst zu schreiben. Damit sollen sie sich darüber bewusst werden, was ihnen im Leben eigentlich wichtig ist und welche Träume sie sich bereits erfüllt haben. Das Bild einer Vision ist auch vergleichbar mit einem Luftballon: wenn man ihn zu stark aufbläst, droht er zu zerplatzen. Aber ihn aus Angst zu schwach aufzublasen, macht ihn unansehnlich und schlaff. Wir brauchen aber Visionen, denn erst die Möglichkeit einen Traum zu verwirklichen, macht unser Leben lebenswert.

Laut einer Redensart hat man Motivation oder hat man sie nicht. Wie kann man es schaffen Motivation zu behalten?
Man liebt das, wofür man sich müht, und man müht sich für das, was man liebt. Liebe ist einer unser stärksten inneren Antreiber. Es ist gut, wenn ich weiß, woraus ich meine Kraft ziehe. Auch wenn ich jemanden in seiner Motivation unterstützen möchte, versuche ich herauszufinden, was ihr oder ihm wichtig ist. In unserem Betrieb werden zum Beispiel klare Zuständigkeiten verteilt. Für meine Mitarbeiter ist es wichtig, selbstständig entscheiden zu dürfen. Dadurch haben sie mehr Freude an ihrer Arbeit und sind motivierter.

Als dritten Baustein haben sie die Konzentration genannt. Warum ist die Konzentration so wichtig?
Konzentration heißt für mich: Du brauchst nichts anderes, als genau das, was jetzt ist. Um etwas erreichen zu können, müssen wir einen Fokus bilden. Wenn wir einen Berg besteigen wollen, sollten wir das Gipfelkreuz im Auge behalten und uns nicht durch Weggabelungen ablenken lassen. Diese führen uns unter Umständen nur um den Berg herum.

Wenn das Wort „Haltung“ fällt, richten sich viele Menschen erstmal gerade auf. Warum ist Haltung in Ihren Augen so wichtig?
Es sind Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft, die uns fürs Leben die richtige Haltung geben. Für mich bedeutet Haltung, Rückgrat zu zeigen. Wir sollten zu uns selbst stehen, zu unserem Umfeld und zu unserer Berufung, zum Beispiel als Landwirt. Eine aufrechte Haltung hilft uns, bei Angriffen Gelassenheit zu bewahren. Außerdem reagiert unser Körper, wenn wir bewusst eine aufrechte Haltung einnehmen, wir strahlen viel mehr Tatkraft und Zuversicht aus und spüren das auch in uns selbst.

Zu guter Letzt führen Sie die Demut ins Feld. Der Begriff kann ja ganz unterschiedlich behaftet sein. Was Bedeutung geben Sie ihr?
Demut ist die Fähigkeit, auch zu den kleinsten Dingen des Lebens empor zu sehen. Unsere Natur bietet dafür zahlreiche Beispiele und gerade wir in den grünen Bereichen sind da ja privilegiert. Neben der Dankbarkeit für unsere Schöpfung, ist auch die Dankbarkeit für das eigene Sein ein wichtiger Part. Wenn Sie ein Maßband aus Papier an den Stellen, die ihr jetziges Alter und das Alter, das Sie erreichen wollen, reißen, wird Ihnen die Endlichkeit des Lebens bewusst. Aber am ersten Abschnitt sehen Sie auch, was Sie im Leben schon bekommen haben und dafür dürfen Sie dankbar sein.

Das Interview führte Solveig Ohlmer, vlf S-H

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