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Bildungsnetzwerk im Agrarbereich

Fachkongress „Lifestyle Hauswirtschaft“ ein voller Erfolg

vlf und Landfrauen freuen sich über 150 Teilnehmer/innen

Unsere Gesellschaft verändert sich: Professionelle hauswirtschaftliche Dienstleistungen sind zunehmend gefragt. Im Rahmen einer gemeinsam vom Verband Landwirtschaftlicher Fachbildung (vlf) und LandFrauenverband Schleswig-Holstein organisierten Fachtagung diskutierten 18. Januar 2011 in Neumünster Teilnehmer/innen aus verschiedenen Bundesländern über die Zukunftsperspektiven hauswirtschaftlicher Tätigkeitsfelder. Die Veranstaltung wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert.

„Endlich organisiert einmal jemand so eine Tagung für unseren Berufszweig“ – diesen Satz konnte man in den Fluren des Tagungshauses „Kiek In“ in Neumünster an diesem Tag öfter hören. Gestandene Hauswirtschaftsleiterinnen trafen auf junge Hauswirtschafter/innen und sorgten bereits bei den Exkursionen am Vormittag für einen lebendigen Austausch. „Wir verfolgen das Ziel, dass der Stellenwert hauswirtschaftlicher Leistungen in der Gesellschaft deutlich erhöht und das Image der hauswirtschaftlichen Berufe verbessert wird“, betonte Gertrud Richelsen-Feldhoff, Vorsitzende des vlf Schleswig-Holstein, in ihren Begrüßungsworten. Marga Trede, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein hob hervor: „Ohne Hauswirtschaft gibt es in sehr naher Zukunft keine Kinder- und Seniorenbetreuung, keine Pflegeeinrichtungen, kein Hotelmanagement, keine Tagungsstätten oder Verpflegungs- und Cateringunternehmen mehr.“

Grundlegende gesellschaftliche Veränderungsprozesse analysierte Dr. Monika Kritzmöller, Universität St. Gallen, in ihrem Fachvortrag „Das bisschen Haushalt? Qualität einer Schlüsselkompetenz“. Durch Ent-Traditionalisierung, Individualisierung und die Vervielfältigung der Orientierungs- und Handlungsmöglichkeiten habe die Hauswirtschaft in den letzten Jahrzehnten einen Bedeutungsverlust und eine Ökonomisierung durchlaufen. Im 21. Jahrhundert sei allerdings ein neuer Trend auszumachen, Produktvielfalt und Quantifizierung verlören an Reiz. „Unterscheiden statt kaufen können – hierbei leistet die Hauswirtschaft einen entscheidenden Beitrag und wird in das Alltägliche re-integriert“, stellte die Marketing-Expertin aus der Schweiz heraus. Der gesellschaftliche Wandel bringt nach ihrer Einschätzung zukünftig mehr Nachfrage nach professioneller hauswirtschaftlicher Dienstleistung hervor, auch in privaten Haushalten. Jede/r einzelne sei gefordert, sich selbst durch Nachfrage nach mehr Qualität in Ernährung, Versorgung und Betreuung zu positionieren.

„Du hast Organisations- und Koordinationstalent, Verantwortungsbewusstsein und Lust mit Menschen zu arbeiten – dann werde Hauswirtschafter/in“ – so werben junge Frauen und Männer begleitet von Rap-Musik im Imagefilm des JOBSTARTER-Projektes HauswirtschaftsManagement Berlin (www.hauswirtschaftberlin.de). Raphaela Härtl, Beraterin für die hauswirtschaftliche Ausbildung, zeigte eindrucksvoll auf, wie junge Menschen für die Hauswirtschaft begeistert und betriebliche Ausbildungsplätze neu geschaffen werden können. Wie es gelingen kann, Hauswirtschaft als professionelle Marke zu etablieren, war die Leitfrage der abschließenden Diskussionsrunde, die von Ute Volquardsen, vlf Landesvorstand Schleswig-Holstein, moderiert wurde. Auf dem Podium waren neben den Referentinnen und hauswirtschaftlichen Fachfrauen auch Landtagsabgeordnete, die Werbebranche und die Arbeitsagentur vertreten.

  • Ohne Fachlichkeit keine Professionalisierung, darin waren sich alle Redner/innen einig. Es werden gut ausgebildete Fachkräfte gebraucht. Um eine angemessene Entlohnung für die in der Hauswirtschaft Beschäftigten zu erreichen – eine der zentralen Forderungen von vlf und LandFrauenverband – sind nach Auffassung von Bernd Voss, Landtagsabgeordneter Bündnis90/Die Grünen, auch die Einführung eines Mindestlohnes und Initiativen zur Schaffung von mehr Vollzeitstellen erforderlich.
  • Erheblichen Verbesserungsbedarf beim Image hauswirtschaftlicher Berufe sieht Jürgen Böckenhauer, Arbeitsagentur Neumünster. Das Berufsbild müsse durch sachgerechte Information differenzierter und hochwertiger vermittelt werden. Auch über eine neue Berufsbezeichnung Hauswirtschafter/in müsse nachgedacht werden. „Kein alter Wein in neuen Schläuchen“, so die Gegenposition von Monika Kritzmöller. Es gehe um das Image, nicht um eine reine Begriffsbezeichnung. Als Werbeprofi befragt stellte Bernd Baumeister, Geschäftsführer einer Kieler Werbeagentur, heraus: „Schärfen Sie das Berufsprofil! Definieren Sie Ihr „gutes“ Produkt, erst dann kann es kommuniziert und beworben werden. Stets gilt: Sie müssen halten, was Sie versprechen“. Die anschließende Diskussion zeigte an diesem Punkt einen großen Diskussions- und Klärungsbedarf: Profilierung durch Spezialisierung oder durch Hervorhebung der besonderen, an den Bedürfnissen des Menschen orientierten Multifunktionalität?
  • „Wir fordern eine politisch gewollte und staatlich geförderte Imagekampagne, in der die Bedeutung der Hauswirtschaft und der „Lifetyle“ Hauswirtschaft zum Tragen kommt“ – fordern LandFrauenverband und vlf. Diese müsse auf Bundesebene erfolgen, so Kristin Funke, frauenpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein, und versprach ihrerseits eine politische Begleitung des Projektes.

 

„Was werden Sie in der nächsten Woche tun, um unser Anliegen zu unterstützen?“ Mit dieser konkreten Frage an ihre Gesprächspartner/innen schloss Ute Volquardsen die Diskussionsrunde. Eine Reihe von konkreten Vorhaben kam zusammen, vlf und Landfrauenverband werden gemeinsam daran arbeiten, dass sie in die Tat umgesetzt werden.

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Gut 150 Frauen verfolgten gespannt die podiumsdiskussion am Nachmittag